top of page

Die Situation: Die 29-jährige Frau Ayu Lestari stellt sich in meiner hausärztlichen Praxis mit anhaltendem Husten vor, der seit über zwei Monaten besteht. Der Husten begann nach einem fieberhaften Infekt, der von leichter Kurzatmigkeit begleitet war. Frau Lestari berichtet: „Der Husten macht mir schon etwas Sorge, vor allem ist er lästig, ich kann zum Teil in der Nacht gar nicht mehr schlafen. Können Sie sich das bitte mal anschauen?“

Erster Eindruck - Was sind Ihre ersten Gedanken? Welche Erkrankungen/ Probleme kommen in Frage? Aufgrund der initialen Anamnese ergeben sich mehrere mögliche Ursachen für den anhaltenden Husten. Ein postinfektiöser Husten könnte die naheliegendste Ursache sein, da der Husten nach einem fieberhaften Infekt begann. Chronische Bronchitis und Asthma bronchiale sind ebenfalls in Betracht zu ziehen, insbesondere wenn der Husten vor allem nachts auftritt. Eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) könnte durch nächtlichen Husten und Schlafstörungen verursacht werden. Auch eine pulmonale Tuberkulose muss bei einem anhaltenden Husten abgeklärt werden.

Anamnese - Welche Fragen Stellen Sie? Bei der detaillierten Anamnese werden folgende Punkte besprochen: Eine detaillierte Anamnese wird erhoben, um die möglichen Ursachen weiter einzugrenzen. Frau Lestari berichtet, dass der Husten seit über zwei Monaten anhält und trocken ist. Er tritt hauptsächlich nachts auf und beeinträchtigt ihren Schlaf. Sie hatte vor Beginn des Hustens einen fieberhaften Infekt mit leichter Kurzatmigkeit. Begleitsymptome wie Nachtschweiß, Gewichtsverlust oder Brustschmerzen verneint sie. Es bestehen keine bekannten Vorerkrankungen wie Asthma, Allergien oder chronische Bronchitis. Frau Lestari nimmt keine Medikamente ein, die Husten verursachen könnten, und sie ist Nichtraucherin. Sie gibt an, dass sie in einer sauberen Umgebung arbeitet und keinen Kontakt mit Chemikalien oder Staub hat. Reiseanamnese und Migrationshintergrund werden nicht explizit besprochen, erscheinen aber zunächst unauffällig.

Klinische Untersuchung: Welche körperlichen Befunde erheben Sie? Die körperliche Untersuchung zeigt einen guten allgemeinen Zustand. Frau Lestari wirkt wach und aufmerksam, ihr Ernährungszustand ist normal, und es gibt keine Anzeichen von Abgeschlagenheit. Bei der Inspektion und Palpation des Thorax zeigen sich keine Auffälligkeiten. Die Auskultation der Lunge ergibt ein unauffälliges Atemgeräusch ohne Rasselgeräusche oder Giemen. Herzfrequenz und Rhythmus sind regelmäßig, und es bestehen keine Herzgeräusche. Der Bauch ist weich, und es gibt keine Hinweise auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit. Die Palpation der zervikalen und submandibulären Lymphknoten zeigt keine Vergrößerung oder Schmerzhaftigkeit.

Apparative Diagnostik - Benötigen Sie weitere Untersuchungen? Aufgrund der klinischen Untersuchung und der anhaltenden Beschwerden wird eine apparative Diagnostik durchgeführt. Ein Röntgen-Thorax zeigt einen linksseitigen Pleuraerguss. Zur weiteren Abklärung wird eine Spirometrie durchgeführt, um eine mögliche obstruktive Atemwegserkrankung wie Asthma oder COPD zu beurteilen. Blutuntersuchungen umfassen CRP, Blutbild und Entzündungsparameter, um eine Infektion oder entzündliche Ursache zu erkennen. Bei produktivem Husten wird eine Sputumkultur angefertigt, um bakterielle Erreger nachzuweisen. Aufgrund der möglichen Tuberkulose-Diagnostik wird ein Tuberkulin-Hauttest (Mantoux-Test) veranlasst.

Arbeitsdiagnose/ Differentialdiagnosen - Zu welchem Schluss kommen Sie nun? Basierend auf den erhobenen Befunden ergibt sich die Arbeitsdiagnose eines postinfektiösen Hustens mit begleitendem Pleuraerguss. Die möglichen Differentialdiagnosen in abnehmender Wahrscheinlichkeit umfassen eine chronische Bronchitis, Asthma bronchiale, pulmonale Tuberkulose (insbesondere bei Migrationshintergrund) und eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD).

Weiteres Vorgehen - Welche Therapie oder welches Procedere besprechen Sie mit dem/ der Pat.? Wie sieht ihr genereller Plan aus? Die Therapie richtet sich nach der wahrscheinlichen Diagnose des postinfektiösen Hustens. Zur Hustenlinderung, besonders zur Nacht, werden Antitussiva verschrieben. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Raumluftbefeuchtung werden empfohlen. Die Behandlung des Pleuraergusses erfolgt abhängig von der Ursache des Ergusses, möglicherweise durch Punktion oder Drainage. Eine Verlaufskontrolle wird nach einer Woche zur Beurteilung der Symptomverbesserung vereinbart. UPDATE: Frau Lestari stellt sich nach sieben Tagen erneut vor, da sich die Beschwerden in keiner Weise gebessert haben. Eine genauere Anamnese ergibt, dass Frau Lestari aus Indonesien stammt. Diese Information führt zu einer Neubewertung der Differentialdiagnosen. Aufgrund des Migrationshintergrundes muss Tuberkulose stärker in Betracht gezogen werden. Zur erweiterten Diagnostik wird ein Tuberkulin-Hauttest (Mantoux-Test) und eine thorakale CT-Untersuchung durchgeführt, um den Pleuraerguss und die Lungenstrukturen genauer zu beurteilen. Bei Verdacht auf Tuberkulose wird eine sofortige antituberkulöse Therapie eingeleitet, einschließlich Isolationsmaßnahmen und Meldung an das Gesundheitsamt.

AWMF-Leitlinie
Husten

AWMF-Leitlinie
Husten Kurzversion

bottom of page